Musikalische Poesie zwischen Komik und Himmels-Jauchzen
Telemann-Festtage 2018
Von Hans-Jürgen Becker
Telemann und die Literatur lautete das Motto der diesjährigen Festtage zu Magdeburg. Dies ist ein weites Feld. Ohne Frage, Telemann liebte die Dichtkunst, griff selbst zur Feder, nicht nur als Vertoner fremder Poesien, sondern der Komponist darf selbst unter die Dichter gezählt werden. Auch hierin zeigte er beachtliches Talent, was in diversen Sonetten auf Kollegen und Freunde, Libretti, den Autobiografien und Briefen vielfältig Ausdruck findet. Wie kaum ein Zweiter seiner Ära, war Telemann der literarische Komponist schlechthin. Der Tonschöpfer erlebte den Wandel vom Hochbarock zur Sprache der Empfindsamkeit und frühen Klassik; griff freudig auf, was neue Barden, wie u.a. Klopstock, Ramler und Zachariae in hymnischen Worten besangen. Ja, Telemann verlangte geradezu begierig nach neuen Poesien, anverwandelte sich diesen neuen Tonfall in seinem Spätwerk auf geniale Weise.
Freilich konnten die Festtage lediglich Akzente setzen. Voller Poesie waren nicht alle Konzerte. Wohl war, dichterisch gesagt, ein Quartett eines Sonetts komplett, es fehlte aber das zweite nebst den beiden Terzinen. Immerhin wurde man den unterschiedlichen Gattungen, die Telemann bediente weitgehend gerecht. Allerdings fehlten großbesetzte Kirchenkantaten völlig. Obgleich mit Thomaskantor Gotthold Schwarz ein sich gerade um das geistliche Werk verdient gemachter Interpret ausgezeichnet wurde. Immerhin überzeugte das Leipziger Barockorchester unter Konstanze Beyer mit der festlichen Ouvertüre D-Dur für Trompete, Oboe, konzertierende Violinen und Streicher aus der Tafelmusik anlässlich der Preisverleihung im Opernhaus, wie in einem duftig gespielten späten Divertimento und die „Grillen-Sinfonie“ mit ihrem vielfältigen instrumentalen Klang-Kolorit. Als farbenreicher Höhepunkt fungierte die Idylle „Der Mai“ nach Worten Ramlers mit zauberhaften Duetten und Klangfarben eines reichen Instrumentariums…