Von Siegfried Mangold
Wie aus dem nebenstehenden „Titelbild“ des Beitrags zu erahnen ist, ist dies nicht ein weiterer Bericht über neue Erkenntnisse zur Wiederaufführung der Matthäuspassion (von Bach) vor fast 200 Jahren. Hier geht es um die Aufführung der Matthäuspassion von Balthasar Freislich, von dem leider kein Portrait überliefert ist – daher „ersatzweise“ ein paar Takte seiner Handschrift.
Das 1720 in Sondershausen entstandene und uraufgeführte Werk wurde am Karfreitag des Jahres 2023 in der Illinger Cyriakuskirche
nach fast 300 Jahren Dornröschenschlaf zum Erklingen gebracht. Über das Werk und die Geschichte seiner „Auferstehung“ soll hier berichtet werden.
Die Aufführung einer Passionsvertonung am Karfreitag ist seit 2003 in Illingen jährliche Tradition. Neben den „gängigen“ Werken etwa von Keiser und Schütz waren im Laufe der Jahre Kompositionen von Gebel, Roemhildt, Telemann und anderen zu hören. Bei der Suche nach geeigneten Stücken ist nach wie vor der vor rund 100 Jahren erschienene Aufsatz „Zur Geschichte der Passionskomposition von 1650–1800“ von Walter Lott sehr aufschlussreich. Lott führt darin u. a. Werke auf, die später als Kriegsverlust gelten müssen, so z. B. Theodor Roemhildts Matthäuspassion, aber auch Kompositionen wie eine Matthäuspassion von Balthasar Freislich, die offenbar in Vergessenheit gerieten.
Geschickterweise fand sich eine aktuelle Dissertation von Karla Neschke über diesen Komponisten; und vor ein paar Jahren veröffentlichte die Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Danzig die Digitalisate der
erhalten gebliebenen Materialien zu Freislichs Matthäuspassion online, so dass einer Transkription und der Erstellung von Aufführungsmaterial nichts mehr im Wege stand…