Von Klaus-Jürgen Gundlach
Der Weißenfelser Hofkapellmeister Johann Philipp Krieger galt in seiner Zeit als herausragender Musiker. Wohl nicht umsonst wurde er von Kaiser Leopold in Wien für sein Orgelspiel am Oktober 1675, nebst sämtlichen Geschwistern, in den Adelstitel erhoben. Johannes Mattheson würdigt ihn in seiner Grundlage einer Ehrenpforte (Hamburg 1740) mit einem großen Artikel, der mit einem Spruch aus Sirach 39,11 endet: „Dieweil er lebet, hat er einen grösseren Nahmen, denn andere tausend; und, nach seinem Tode, bleibt ihm derselbe Nahme“.
Johann Philipp Kriegers Name erscheint zwar in den Arbeiten Philipp Spittas und Friedrich Chrysanders, ohne aber dort eine weitere Würdigung zu erfahren. Lediglich die Zusammenarbeit Johann Philipp Kriegers mit Erdmann Neumeister wird von Philipp Spitta erwähnt. Erst Max Seiffert veröffentlichte in Zusammenarbeit mit Hans Moser 21 ausgewählte Kirchenkompositionen in der Reihe Denkmäler Deutscher Tonkunst, 1. Folge, Band 53/54 und ging dabei auf die Bedeutung Johann Philipp
Kriegers als Wegbereiter der Kantate des 18. Jahrhunderts näher ein. Weiterhin brachten die Forschungen Arno Werners (Städtische und fürstliche Musikpflege in Weißenfels bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Leipzig 1911) neue Erkenntnisse über das Leben und Schaffen Kriegers (gleichzeitig rückte auch Johann Krieger, der Bruder Johann Philipps, in den Blickpunkt des Interesses – aber das ist eine andere Geschichte). Die Denkmäler-Ausgabe, ohne Aufführungsmaterial, stellte zwar die Bedeutung Johann Philipp Kriegers heraus, führte aber nicht zu einer Verbreitung der Kompositionen in die Praxis. Es sollte noch einmal rund 100 Jahre dauern, bis das geistliche Vokalwerk Kriegers mit einer Fülle von Neuausgaben Einzug in die kirchenmusikalische Praxis halten konnte. Dennoch zählt Johann Philipp Krieger in den Köpfen vieler Dirigenten noch zu den Komponisten, die zu der Riege der ohnehin unglücklich benannten „Kleinmeister“ des 17./18. Jahrhunderts zählen. Das ist bedauerlich…