Verlage stellen sich vor

99 Jahre und kein bisschen leise
Der Bärenreiter-Verlag in Kassel.


Haus unterm Stern – die Verlagsgeschichte


1923: Inflation und Depression, Besetzung des Ruhrgebiets, Arbeiteraufstände, Hitlers Marsch auf die Feldherrenhalle, Extreme allerorten. War dies eine Zeit, in freier Natur Volkslieder zu singen? Schon seit zwei Jahrzehnten waren die „Wandervögel“ unterwegs, suchten im „einfachen Leben“ ihr Heil. Musik kam hinzu, Fiedel, Klampfe und natürlich Gesang.
In jenem Jahr 1923 trafen zwei Persönlichkeiten aufeinander: der charismatische Professor Walther Hensel aus dem Sudetenland und der junge Buchhändlergehilfe Karl Vötterle aus Augsburg. Auf der ersten Finkensteiner Singwoche bei Mährisch Trübau in der damaligen Tschechoslowakei kamen 86 Teilnehmer zusammen, um zu singen und zu musizieren. Dies nur als Weltflucht abzutun, wird der Sache nicht gerecht. Es war einer von vielen Gegenentwürfen zum Leben in den Städten.
Die „Finkensteiner Singbewegung“, die aus diesem Treffen entstand, zog bald weite Kreise. Und Karl Vötterle hatte den ersten verlegerischen Gedankenblitz: Die singenden Wandervögel brauchten Noten! Zurück in seiner Heimatstadt am Lech ließ er die ersten „Finkensteiner Blätter“ drucken. Seinen Verlag, im Wohnzimmer der Eltern gegründet, nannte er „Bärenreiter-Verlag“…

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