Von Jürgen Schaarwächter
Auch wenn er sich in das Bewusstsein der Kirchenmusiker vor allem als Orgelkomponist eingebrannt hat, verstand sich Max
Reger von Hause aus keineswegs als professioneller Organist. Nie hat er umfängliche komplexe Orgelwerke im Konzert oder im Gottesdienst gespielt – kleinere Stücke oder auch die Begleitung von Orgelliedern standen viel eher auf seinem Programm.
Regers Auftritte als Organist konzentrierten sich einerseits auf die Zeit bis 1895 (vor allem Weiden und Wiesbaden), andererseits auf die Kriegszeit; ergänzend sind nur zwei Konzerte und einige wenige Gottesdienste in München, Tätigkeiten in der Sommerfrische und Konzert- und Gottesdienstmitwirkungen in der Meininger Zeit dezidiert nachgewiesen, auch wenn wir wissen, dass Reger vermutlich etwas häufiger bei Gottesdiensten mitwirkte oder einfach auch so (etwa in Meran im April 1914) an der Orgel improvisierte.
Dass sich der Name Reger dennoch vornehmlich durch seine Orgelmusik nachhaltig in der Musikwelt etablierte, ist mehreren Umständen zu danken – einerseits dem Innovationspotenzial, das er in die deutsche Orgelmusik um 1900 einbrachte, andererseits aber auch dem Glücksfall, dass er verständige Interpreten fand, die seine Musik der Öffentlichkeit bekanntmachten.
Wie wir alle wissen, hat Karl Straube maßgeblich dazu beigetragen, den Komponisten Max Reger auf die musikalische Landkarte zu bringen. Aus Regers früher Zeit in Wiesbaden, die nicht zuletzt durch den Austausch und die Auseinandersetzung mit seinem Lehrer Hugo Riemann nachhaltig geprägt wurde, existieren nur verhältnismäßig wenige Orgelwerke, die gleichwohl die ‚große Ambition‘ in Gestalt der Suite e-Moll op. 16 (die Reger ursprünglich Sonate hatte nennen wollen) widerspiegeln, andererseits aber auch die kleine Form in Gestalt von Choralvorspielen (die damals zunächst als Zeitschriftenbeilagen erschienen) und anderen überschaubareren Werken, von denen einige unter der Opuszahl 7 zusammengefasst wurden und auch hierdurch bereits beachtliche Dimensionen aufweisen…