Editorial

zwei ewige Wahrheiten standen bisher unerschütterlich fest: 1. die Antwort auf die letzten Fragen, die da lautet „42“. Wer‘s nicht glaubt, möge in Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“ nachlesen. Und 2., dass die weltlichen Chöre besser bezahlen als wir bei Kirchens. Gleich beide Axiome werden nun durch eine Untersuchung der CED (Chor- und Ensembleleitung Deutschland) in Frage gestellt, und die Zahl 42 durch die 63,14 ersetzt.
Dies ist der Euro-Betrag, den Chorleitende durchschnittlich pro Stunde erhalten, wobei, wen wundert‘s, die höher qualifizierten eher darüber, die geringer qualifizierten eher darunter liegen. Allerdings gibt es die € 63,14 tatsächlich nur für die gehaltene Chorprobenstunde. Probenausfall durch Urlaub oder Krankheit ist in dieser Durchschnittszahl ebenso enthalten wie die Vorbereitungszeit und eventuelle Fahrtkosten, wobei letztere allerdings auch kirchlicherseits selten erstattet werden. Wenn man dies mitberücksichtigt, stehen wir im kirchlichen Kontext gar nicht so schlecht da. Zumindest, wenn man mit Vertrag arbeitet, denn – auch dies eines der Ergebnisse der Befragung von immerhin 978 Chorleitern, die 1 444 Chöre leiten – bei vertraglich festgelegten Monatsvergütungen ist die Bezahlung insgesamt besser als bei Einzelvergütung, die Lohnfortzahlung bei Urlaub oder im Krankheitsfall gar nicht mitgerechnet.
Übrigens gibt es große Vergütungsdiskrepanzen zwischen den Bundesländern.
Grob gesagt: Je norder und / oder oster, desto mieser. Also nicht das Wetter, sondern die Bezahlung. Die ganze Untersuchung finden Sie übrigens auf der CED-Homepage www.chor-ensembleleitung.de. Ein Blick auf die Ergebnisse ist sicher interessant.
Wo wir gerade bei den ewigen Wahrheiten sind. Zu diesen zählt auch, dass Orgelkonzerte meist schlecht besucht sind. Stimmt ebenfalls nicht. In Wertheim veranstalten wir mittlerweile im dritten Jahr von Ostern bis Oktober eine Orgelmusik zur Marktzeit an jedem Samstag um 11 Uhr. Bevor wir mit dem wöchentlichen Zyklus gestartet sind, gab es natürlich zahlreiche Bedenken (-träger), die fürchteten, dass wir eine Stadt überschaubarer Größe mit einem wöchentlichen Konzert überfordern könnten.
Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, denn die Konzerte sind besser besucht als zu der Zeit, als sie nur im monatlichen Turnus stattfanden. Vorgestern jedenfalls – ich schreibe dies eine Woche nach Ostern – starteten wir (in sehr kalter Kirche)
ins dritte Jahr mit 150 Konzertbesuchern, von denen uns viele mit strahlenden Gesichtern und Formulierungen wie „Endlich geht es wieder los“ entgegenkamen. Nicht zuletzt die Verlässlichkeit des Termins scheint zum Erfolg des Formates beizutragen und zugleich auf andere abzustrahlen: Nur einen Tag später fand das seit Jahren erste Orgelkonzert in der katholischen Kirche statt – wieder mit etwa 150 Besuchern, von denen sehr viele bereits am Tag zuvor in „unserer“ Reihe gewesen waren.
Natürlich hatten auch wir gelegentlich Konzerte mit „nur“ 70 Besuchern. Aber eigentlich wären selbst, na sagen wir: 42 Besucher für einen Solisten kein wirklich schlechter Schnitt. Ich habe jedenfalls schon Liederabende und Klavierrecitals mit deutlich weniger Besuchern erlebt oder Chor-/ Orchesterkonzerte, bei denen die Anzahl der Mitwirkenden die Anzahl der Hörenden überstieg. Von den Fußballspielen regionaler Vereine mit deutlich mehr Menschen auf als neben dem Platz (und trotzdem halbseitiger Zeitungsberichterstattung) ganz zu schweigen.
Vielleicht sollten wir ein wenig mutiger und off ensiver sein, wenn es um konzertante Orgelmusik geht. Und dann auch gelegentlich über angemessene Honorare nachdenken. Dafür fehlt hier der Platz, aber in zwei Monaten gibt es ja ein neues Editorial.

Bis dahin: Bleiben Sie fröhlich,
Ihr Carsten Klomp

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