Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn Sie dies lesen, stellen sich hoffentlich bei Ihnen langsam adventliche oder haben sich gar weihnachtliche Gefühle eingestellt (ich habe das Heft 6 früher auch immer erst in den Weihnachtsferien gelesen).
Trotzdem möchte ich über das scheinbar unpassende Thema Geld reden. Im Sommerloch wurde ausführlich über eine Umfrage berichtet, der zufolge etwa ¾ der Befragten die Kirchensteuer ablehnen. Das wurde natürlich in der Presse ordentlich
ausgeschlachtet und vielfach wurde über die scheinbar gewaltigen Zahlen (knapp 7 Milliarden Euro Kirchensteuereinnahmen für die Katholische und etwa 6,2 Milliarden für die Evangelische Kirche) berichtet. Dass sich der Staat sein – in diesem Falle für die Kirchen – einnehmendes Wesen großzügig mit etwa einer halben Milliarde Euro vergüten lässt, fand in der Regel, wenn überhaupt, nur irgendwo am Ende eines längeren Textes Erwähnung.
Interessant wäre natürlich auch eine vergleichbare Umfrage zum Thema Mehrwertsteuer oder Rundfunkgebühren. Machen Sie doch mal eine Umfrage in Ihrem privaten Umfeld und fragen Sie mal, wer dafür ist, MwSt oder Rundfunkgebühren abzuschaffen. Ich habe es getan und kam – Überraschung! – zu noch erheblich eindrucksvolleren Zahlen. Nahezu 100% der Befragten fanden das eine nette Idee, einige schlugen sogar vor, noch etwas weiter zu gehen und die Einkommenssteuer, die Sekt- und die KfzSteuern abzuschaffen. Und die Kraftstoffsteuer. Und das schlechte Wetter.
Leider hat es meine Umfrage nicht in die Presse geschafft, das lag aber vermutlich daran, dass das Sommerloch bereits mit der Kirchensteuerfrage gefüllt war.
Aber im Ernst: Auch wenn die Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland inzwischen kleiner ist als die der Nicht-Mitglieder, sollten wir, und damit meine ich nicht nur die Kirchenleitungen, sondern auch Kirchenmusiker und Kantorinnen, uns mutig der Diskussion um solche Themen stellen und immer wieder auf die gerne unterschlagenen Fakten, wie die Vergütung des Staates für die Kirchensteuer-Einziehung hinweisen. Oder darauf, dass die Kirche zahlreiche soziale Einrichtungen trägt und zumindest teilweise mitfinanziert, die andernfalls der Staat (die Länder/die Kommunen) zu 100% selbst vorhalten und finanzieren müsste.
Und wir dürfen durchaus auch auf die Bedeutung unserer eigenen kirchenmusikalischen Arbeit für die lokale und regionale Kulturszene hinweisen. Tue Gutes und rede darüber.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und für das neue Jahr: Bleiben Sie fröhlich,
Ihr Carsten Klomp

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