Frère Jaques Ein Brief an Jacques Berthier

Lieber Bruder Jacques,
zu allererst möchte ich mich entschuldigen, dass ich mit der Tür ins Haus falle und „Du“ sage. Aber einerseits – so denke ich mir – ist es dort, wo du bist, ohnehin üblich, einander zu duzen (wir sagen zu unserem Vater im Himmel jetzt schon „du“), und andererseits bin ich, der ich zwar irdisch eine Generation jünger bin als du, nunmehr fast in dem Alter, das du hattest, als du diese Welt verlassen hast.
Warum ich diese Form wähle, um meine Wertschätzung dir gegenüber auszudrücken? Ich bin ja Musiker und kein akademischer Literat oder Historiker; allerdings habe ich immer schon gerne Briefe geschrieben (mittlerweile haben sie zumeist die äußere Form einer E-Mail). Und so möchte ich auf diese Art dir ein wenig näher kommen.

„Non de la simplicité d‘indigence. Certes non. Mais de la simplicité de plénitude. Et c‘est pourquoi nous l‘aimons.“
Deine Kindheit und Jugend waren von einem Elternhaus geprägt, das dir (unter anderem) zwei Dinge mitgab: den christlichen Glauben und die Musik. Beides in traditioneller Form, den Glauben im Gewand des vorkonziliaren Katholizismus, und die Musik als klassische Kunstform, die ihre Wurzeln in der Gregorianik und ihre Verästelungen im Expressionismus hatte…

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