„Jerusalem“ – Auftragswerk der Stiftskirche Landau

Von Gertie Pohlit
Gunther Martin Göttsche, ehemals Leiter der Kirchenmusikalischen Fortbildungsstätte in Schlüchtern, ist seit Februar 2013 (ehrenamtlicher) Kantor der beiden Lutherischen Kirchen in Jerusalem. Sein Oratorium „Jerusalem“, ein Auftragswerk der Stiftskirchengemeinde Landau i. d. Pfalz, soll am Karfreitag, 17. April 2017, in der Stiftskirche uraufgeführt werden. Das Libretto schöpft aus Texten der Psalmen, alt- und neutestamentarischer Propheten, Luther-Zitaten und Liedstrophen. Diese sind eingefügt in die aus allen vier Evangelien schöpfende Passionserzählung, in klassischer Manier vom Solo-Tenor gestaltet. Besetzt sind weitere fünf Solisten (SATBB), großer Chor, Jugendchor, großes Sinfonieorchester, umfassendes Schlagwerk, zwei Orgeln und Posaunenchor. Formal bewegt sich das zweiteilige Werk – Dauer: etwa 120 Minuten – in vertrauten Parametern: Der Chor übernimmt die „Turbae“ und kommentiert, die Solisten wirken als Soliloquenten, singen Arien oder im Ensemble, die Jesus-Worte (Bariton) werden von Klavier mit Streichern begleitet. Eine ausladende Orchesterbesetzung lässt Raum für farbige Instrumentierung und reiche Dynamik. Gertie Pohlit befragte den Komponisten zu seinem Werk:
Herr  Göttsche, Sie bereichern mit ihrem Passions-Oratorium eine Gattung, an die sich in neuerer Zeit, genau genommen nach Joh. Seb. Bach – mit wenigen Ausnah-men – kaum mehr ein Komponist herangewagt hat. Ist Bachs Schatten so gewaltig?
„Nicht nur Bachs Schatten ist gewaltig, sondern auch der der wenigen Komponisten, die es im 20. und 21. Jahrhundert dann doch gewagt haben! Ich denke an Frank Mar-tins Oratorium „Golgotha“, Krystof Pendereckis „Lukas Passion“ oder Wolfgang Rihms „Deus Passus“. Jedoch wollte ich mich von den großen Vorbildern nicht lähmen zu lassen. Als ich nach einigen Versuchen merkte, die formale Anlage meiner Passion würde in vielerlei Hinsicht von Bach beeinflusst sein, habe ich es einfach zugelassen. Ich glaube, es gibt für eine oratorische Passion kein besseres Formschema als das nach langer Entwicklungszeit im Früh- und Hochbarock gebildete, das Bach zur Vollendung geführt hat. Natürlich spreche ich musikalisch meine eigene Sprache: „gemäßigte“ Moderne mit  behutsam erweiterter Dur-Moll-Tonalität, zuweilen Einflüssen von Jazz, französischem Impressionismus oder Filmmusik des 20. Jahrhunderts.“…

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