Kapellmeister einer preußischen Prinzessin, Musiktheoretiker und Komponist

Von Andreas Rockstroh

Zu den bedeutenden Musikerpersönlichkeiten Thüringens zählt der am 24. April 1721 im Thüringischen Saalfeld geborene Johann Philipp Kirnberger. Begeben wir uns auf die Spurensuche eines der führenden und wichtigsten Musiktheoretiker in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Kirnbergers Lebensstationen seien hier kurz skizziert. Bereits in jungen Jahren erhielt er ersten Cembalo- und Geigenunterricht, danach um 1738 eine allgemeinmusikalische Ausbildung beim Gräfenrodaer Kantor und Organisten Johann Peter Kellner (1705–1772), einem glühenden Verehrer von Bach und Händel, sowie 1738 von dem Sondershäuser Hoforganisten und Bachschüler Heinrich Nikolaus Gerber (1702–1775), dem Vater des unten genannten Ernst Ludwig. Bei ihm studierte Kirnberger besonders dessen „Variirte Choräle“, eine Gattung, die er später selbst mit zahlreichen Choralbearbeitungen bediente.
Ungeklärt bleibt die Frage, wie lange Kirnberger sich bei J. S. Bach zu Kompositions- und Klavierstudien in Leipzig aufhielt. E. L. Gerber nennt in seinem Historisch Biografischem Lexikon der Tonkunst (1790–92, Sp. 725) die Jahre 1739 bis 1741. Vermutet wird aber auch, dass Kirnberger sich nur für kurze Zeit, also in den ersten zwei Monaten Januar und Februar des Jahres 1741 in Leipzig aufhielt.
Kirnbergers lebenslange Beschäftigung mit den Werken Bachs, die er für das non plus ultra und für unerreichbar hielt, machen ihn in gewisser Weise auch zu einem „virtuellen Schüler“ des großen Thomaskantors, dessen Werke er abschrieb, sammelte und zeitlebens bewunderte.

Auch heute noch werden Kompositionen von Kirnberger aufgeführt. Vor allem seine Cembalo- und Kammermusik sowie die Choralbearbeitungen zu Liedern des Evangelischen Gesangbuches werden gern gespielt. Viele seiner musiktheoretischen Abhandlungen sind zeitlos und finden auch heute noch Verwendung im Unterricht. Im Répertoire Internationale des Sources Musicales (RISM) sind insgesamt 1431 Einträge zu Kirnberger registriert. Darunter finden sich unveröffentlichte Lieder, Instrumental- und Kammermusik, Kantaten, Motetten und kleinere musiktheoretische Werke…

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