Ein Plädoyer für das Aufführen von Ligetis „Volumina“
Von Martin Kückes
„Können Sie das bitte nochmal spielen?“ Wenn nach unserer Aufführung eines ziemlich dissonanten Stücks in Berlin-Spandau vom Publikum diese Frage gestellt wurde, muss etwas Besonderes geschehen sein. Am 28. Mai jährte sich zum 100. Mal der Geburtstag von György Ligeti. Dass das gleichzeitig Pfingstsonntag war, war eine Steilvorlage, um zu hinterfragen, wie „geist-reich“ Ligetis zentrales Orgelwerk, die „Volumina“, heute noch sind. Die eingangs zitierte Frage zeigte, dass das Experiment gelungen ist. Ich möchte in diesem Artikel Mut machen, dieses Experiment selbst einmal auszuprobieren, und dabei einige Hinweise geben, die bei einer möglichen Aufführung zum Verständnis des Stücks und einem Erfolg der Aufführung helfen können. Die Aufführungsdauer von ca. 16 Minuten erlaubt ja, dass etwas Zeit in Erläuterungen und Demonstrationen fließen kann. Da ist die sehr bewegte Biografie des Komponisten: Bis zur Uraufführung dieses Stückes wurde Ligeti immer wieder klargemacht, dass er zu Minderheiten gehörte. Als Rumäne wuchs er im damaligen Ungarn auf, als Jude wurde er unter den Nationalsozialisten verfolgt und als Musikschaffender wurde er im sozialistischen Ungarn zu entsprechenden Gebrauchsmusik gezwungen. Diese Erfahrungen förderten eine große Skepsis gegenüber vorherrschenden Strukturen und Ideen…