Aus dem Leben eines Dorforganisten

Von Evelyn Fiebiger

Fährt man auf der A4 von Bautzen nach Görlitz, grüßt kurz vor der Abfahrt Weißenberg die Kirche von Gröditz. Sie steht auf dem höchsten Punkt des hochgelegenen Dorfes, umgeben vom Friedhof. Etwa vier Meter nördlich der
Nordwestecke der Kirche liegt eine schlichte Grabplatte aus Sandstein. Sie ist konvex gewölbt und am Rand gestuft; in den Ecken ziert sie je eine Rosette. Auf dem Schriftfeld ist zu lesen:
„Allhier ruhet ein treuer Gatte und alter Vater weyland Herr Martin Herzog als wohlverdienter treuer Schulmeister und Organist allhier in Gröditz.
Er ward geboren d. 15. Novembr. 1746 auf der Großen Seydau bey Bautzen und ging zur Ruhe am 21. Jan. 1831 in dem Alter von 84 Jahren 2 Mon. und 7 Tagen.“
Unter einer Querlinie ist weiterhin zu lesen:
„Text aus dem Lied No. 542 v. 6
Nichts kann ich vor Gott ja bringen Als nur Dich mein höchstes Gut p.p.“
Die Nummer 542 bezieht sich auf das Dresdner Gesangbuch, wo folgender Vers 6 zu finden ist:
Nichts kann ich vor Gott ja bringen,
als nur dich, mein höchstes Gut.
Jesu, es muss mir gelingen
durch dein theures Mittlerblut.
Die höchste Gerechtigkeit ist mir erworben,
da du bist am Stamme des Kreuzes gestorben,
die Güter des Heils ich da habe erlangt,
worinnen mein Glaube in Ewigkeit prangt.
Es ist der Choral Eins ist not! von Johann Heinrich Schröder, welcher mit geringfügig geändertem Text noch im heutigen Gesangbuch steht. Die Melodie im reizvollen Wechsel vom geraden zum ungeraden Takt stammt von Adam Krieger und wurde von Joachim Neander einem geistlichen Lied zugeordnet…

Schreibe einen Kommentar