Christian Ludwig Boxberg – Ein Meister der Oper und der Kantate für die gottesdienstliche Praxis

Ein Beitrag zum 350. Geburtstag des thüringisch-sächsischen Opernkomponisten, Organisten und Kirchenmusikers
Von Andreas Rockstroh

Praxisbezogene Kirchenmusik wird immer gern gesucht. Komponisten-Jubiläen tragen diesbezüglich oft dazu bei, auf teils unbekannte oder gar zu Unrecht vergessene Meister aufmerksam zu machen. Zweifellos zählt zu diesen Komponisten und Organisten, Christian Ludwig Boxberg. Moderate Länge zeichnen sowohl seine Solo- als auch die  Kirchenkantaten mit Chor und Instrumenten (Violinen, Zink, Blockflöten, Oboen, Trompeten) aus. Schon aus diesem Grund sind diese Werke für die Praxis von Bedeutung im Gottesdienst und Kirchenkonzert. Einer der ersten, der dies erkannte, war der Großenhainer Amtsnachfolger von Boxberg, der sich als Komponist, Dozent und Kirchenmusiker, einen Namen gemacht hat, Herbert Gadsch (1913-2011), der bereits 1976 erstmals Solo- Kantaten von Boxberg veröffentlichte.  In einigen Musiklexika[1] finden sich zu Boxberg ausführliche Angaben, so dass dort die nötigen Informationen gut recherchierbar sind.
Boxberg wurde am 24. April 1670 in der ehemaligen Residenzstadt Sondershausen in Thüringen geboren. Als Thomasschüler studierte er in Leipzig Theologie, und wurde durch den Einfluss von Thomaskantor Johann Schelle (1648-1701) und dem bedeutenden Opernkomponisten Nicolaus Adam Strunck (1640-1700) musikalisch geprägt. Die wichtigsten Stationen seines Lebens waren zunächst von 1692 bis 1702 als Organist in Großenhain. Von hier aus  wirkte er gleichzeitig als Operndirektor, Opernkomponist, (von  zahlreichen Opern ist nur noch „Sardanapolus“ Ansbach, 1698 erhalten, Neuinszenierung 2012 im Ekhof-Theater Gotha), Sänger und Librettist in Leipzig und an den Höfen in Wolfenbüttel [1694-97], Ansbach (1697-98) und Kassel (1700). Ab 1702 endete Boxbergs Operntätigkeit, indem er in Görlitz das  Organistenamt an der Peterskirche bis zu seinem Tod am 1. Dezember 1729 übernahm. Hier erbauten 1703 der kaiserlichen Hoforgelbauer Eugenio (1623-1706) und dessen Sohn Adam Horatio Casparini die bis heute  berühmte „Sonnenorgel“, mit radialer Pfeifenanordnung im Orgelprospekt. 1704 verfasste Boxberg eine ausführliche Darstellung zur Orgel.[2] Von der Einweihungskantate zur Orgelweihe 1703 ist nur der Textdruck erhalten. Vermutlich komponierte Boxberg auch Orgelkompositionen. Überliefert ist diesbezüglich nichts.    
In Görlitz sind vermutlich ca. 50 Kantaten, (darunter auch Ratswahlkantaten und Schuldramen) entstanden…


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