Gesangbuch

Auf dem Weg zu einem neuen Evangelischen Gesangbuch
Von Anneliese Hergenröther
Eine Praxisstudie zeigt: Mehr als ein Viertel der Gesangbuchlieder werden nicht mehr in Gottesdiensten gesungen. Für eine Studienzeit hatte ich mir ein Thema gewählt, dass mich seit Jahrzehnten bewegt – als Christin, als Theologiestudentin und inzwischen seit mehr als 30 Jahren als Gemeindepfarrerin. Meine wissenschaftliche Arbeit zum 2. Theologischen Examen stand unter dem Titel „Die Gesangbuchfähigkeit der Texte neuer Gemeindelieder“ im Blick auf die damals vorläufige Liederliste für das 1993 erschienene EG.  Ich kann mich an meine große Enttäuschung erinnern, als ich später im Liedbestand des damals neuen Gesangbuches wahrnahm, das nur eine Bruchteil jüngerer Lieder aufgenommen wurde! Ich vermisste zahlreiche anspruchsvolle Lieder, auch solche, die sich seit Jahren in der Gemeindepraxis bewährt hatten und „in aller Munde“ waren und es z.T. heute noch sind. Für die Abschlussarbeit der Studienzeit erarbeitete ich eine „Praxisstudie zum Gebrauch des Evangelischen Gesangbuches. Auf dem Weg zwischen empirischer Studie zum EG und Leitlinien für die Erarbeitung eines neuen Gesangbuches“. Grundlagen dafür waren einerseits die Ergebnisse des quantitativen Teils der empirischen Studie zum EG, welche die Abteilung Kirchen- und Religionssoziologie der Universität Leipzig im Auftrag der Liturgischen Konferenz für Gottesdienst, Musik und Kunst, Hannover, dazu erarbeitet hat (siehe „Liturgie und Kultur“ 2/2016). Zum anderen waren es die Ergebnisse meiner umfangreichen Befragung in sechs exemplarischen und ganz unterschiedlichen Kirchengemeinden bzw. Pfarrsprengeln der EKBO. Ich habe Antworten erbeten aus je zwei Pfarrsprengeln mit mehreren kleinen Dorfgemeinden (Kirchenkreis Nauen-Rathenow und Kirchenkreis Cottbus), zwei Kleinstädten mit einer bzw. vier Kirchengemeinden (Kirchenkreis Barnim und Kirchenkreis Falkensee) sowie aus zwei Berliner Großstadtgemeinden (Kirchenkreis Berlin-Mitte und Kirchenkreis Berlin-Spandau) zum Gebrauch der Lieder des EG zwischen 2013 und 2016. Anschließend habe ich sie ausgewertet unter dem Schwerpunkt: Welche der 535 Lieder des EG-Stammteiles aller deutschsprachigen Landeskirchen wurden innerhalb der vier Jahre nicht mehr gesungen? Erkenntnisse: Die meisten der von mir befragten Kirchengemeinden nutzen die EKBO-Ausgabe des EG. Darin ist kein Regionalteil enthalten, sondern ausschließlich der Stammteil mit 535 Liedern. Alle Kirchengemeinden nutzen außer dem Gesangbuch noch andere Liedquellen. Art und Häufigkeit unterscheiden sich dabei, z.T. nach Auswahl und Kenntnis der Lieder, z.T. nach finanziellen Möglichkeiten der Gemeinden. Verwendet werden z.B. „Singt Jubilate“, „Lieder zwischen Himmel und Erde“, das Kindergesangbuch, auch das Liederbuch „Singt von Hoffnung“ aus der sächsischen Landeskirche und Gesangbücher anderer Landeskirchen mit Regionalteil sowie Liedzettel. ..