Gottesdienst

Gloria in terrae Deo – Ehre sei Gott  auf der Erde
Von Hans-Peter Braun.

Die erste weltweit grassierende Pandemie hat offengelegt, welchen Nachholbedarf die Kirchen für das Format „Live-Gottesdienste im Netz“ haben. Sie hat uns aber auch erfahren lassen, wie problematisch die Abkoppelung eines Gottesdienstes von einem konkreten Ort und einer real anwesenden Gemeinde ist. Müssen wir durch diese Erfahrung im digitalen Zeitalter „Kirchenmusik neu denken“, wie der Musikwissenschaftler Rainer Bayreuther in seinem 2021 erschienenen Buch „Der Sound Gottes“  fordert?
Ja, dieses Neu-Denken ist notwendig, um den Dialog mit der Kunst, der Gesellschaft, der Politik und den Humanwissenschaften überhaupt führen zu können. Allerdings ist das Buch von Bayreuther alles andere als ein konstruktiver  Beitrag. Bestenfalls ein kabarettistischer Zwischenruf, ein Polterabend, an dem zu viel Geschirr zerschlagen wird. Das Buch hat mich zum erneuten Nachdenken über das Berufsfeld „Kirchenmusik“ angeregt. Im Refrain des Liedes „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt“ (EGwü 611) kommt das für mich aktuell Wesentliche von Musik in der Kirche zur Sprache:
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe.
Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.
(Kehrvers)
Ehre sei Gott auf der Erde
in allen Straßen und Häusern
die Menschen werden singen,
bis das Lied zum Himmel steigt.
Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,
Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,
Frieden auf Erden.
Das „Gloria in excelsis Deo“ wird in diesem Lied zum „ Gloria in terrae Deo“ .Zuerst kommt das „Ehre sei Gott auf der Erde, bevor das „Ehre sei Gott in der Höhe“ angestimmt werden kann. Es geht darum, dieses „Gloria in terrae“ so lebendig werden zu lassen, dass es nicht erst im Himmel erklingt, sondern schon bei uns heutigen Menschen auf der Erde beginnen kann. Denn das hat die Pandemie auch offenbart: Der Hunger danach ist groß. Die Forderung Bayreuthers angesichts der digitalen Welt „Kirchenmusik neu zu denken“, brachte mich auf die Frage: Wo und wie geht´s denn für die Kirchenmusik weiter?
Dazu einige Gedanken, Beobachtungen und Anregungen, die auf Erfahrungen aus meinem  jahrzehntelangen Berufsleben beruhen…

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