Komponisten

Beethoven auf der Orgel
Anläßlich Beethovens 250. Geburtstag am (vermutlich) 16.12.2020
Von Rainer Goede
Der Lebenslauf Beethovens ist geprägt durch viele selbstkritische Anläufe, Versuche, Skizzen, Erfahrungen, Korrekturen, Experimente, Überwindungen und Wagnisse und natürlich das Klavierspielen. Die eigene Kindheit bei einem versoffenen Vater, Abbruch des Schulbesuchs, die zugemutete elterliche Verantwortung für die kleinen Geschwister bereits im Alter von 16 Jahren,  Besetzung der Heimat durch die Franzosen ohne die Möglichkeit einer Rückkehr in die vertraute Hofkapelle, was macht so was mit einem hoch begabten jungen Menschen, der nur Klavier, Orgel und Continuo spielen gelernt hat – und komponieren will? Schließlich totale Individualisierung, Gehörverlust des 38-jährigen, Vereinsamung in einer stillen Welt, Verwahrlosung, unbedingtes Eintreten für die Menschenwürde – bis heute bekommt das romantische Genie alle Hochachtung! Eine Europahymne gab es zuvor nie! Bekanntlich hat Ludwig van Beethoven bereits früh Klavier-Unterricht erhalten von seinem  Vater Johann, der ihn als Wunderkind vermarkten wollte. [Beethovens gleichnamiger Großvater (1712 – 1773) stammte aus Mechelen, 1733 rief der prunkliebende Rokokofürst Clemens August I., Herzog von Bayern, den jungen Basssänger an den Bonner Hof der Kölner Kurfürsten und Erzbischöfe, sein Nachfolger Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels ernannte ihn 1761 zum Hof- und Theaterkapellmeister. Sein Sohn Johann van Beethoven (c 1740 – 1792) war seit 1752 Sopranist in der Hofkapelle am Bonner Hof der Kölner Kurfürsten und Erzbischöfe und seit 1756 Hofmusikus, daneben Lehrer für Gesang, Klavier und Violine.] So wissen wir von einem Konzert am 26.3.1778 in Köln. Um 1779 be­gann er, auch Or­gel zu spielen. Die allererste Nachricht vom Orgel spielenden Ludwig stammt von einem Besuch der Abtei auf dem Michaelsberg in Siegburg 1781. Beethovens zweiter Lehrer war der Tenorist, Oboist und gute Klavierspieler Tobias Friedrich Pfeiffer, zugleich unterwies ihn der alte Hoforganist Gilles (Ägidius) van den Eeden (1708 – 1782) auf der Orgel. Als weitere Lehrer werden genannt der Münsterorganist Johann Zensen und der Franziskaner-Laienbruder Willibald Koch, seine Geigenlehrer waren Franz Georg Rovantini und später Musikdirektor Franz Ries. Van den Eedens Nachfolger Christian Gottlob Neefe (1748 – 1798), ein gründlicher Musiker aus Leipziger Schule, der 1779 nach Bonn gekommen war,  unterwies Beet­ho­ven im Generalbassspiel, auch die Wer­ke Jo­hann Se­bas­ti­an Bachs, insbesondere das Wohl­tem­pe­rier­te Kla­vier, soll Beethoven bei Neefe kennengelernt haben. Schon bald vertrat der junge Beethoven gelegentlich seinen Lehrer als Organist der Hofkapelle, zunächst noch ohne Gehalt. Seine erste feste Anstellung als zweiter Hoforganist erhielt er 1784. Darüber hinaus wirkte er als Cembalist und Bratschist in der Hofkapelle. Seit 1781 spielte er regelmäßig in der Bonner Ludwigskirche der Franziskaner und Minoriten die Frühgottesdienste. Nach der Säkularisation wurde diese Kirche 1806 von der Pfarrei St. Remigius übernommen, die ihre alte Pfarrkirche, Ludwigs  Taufkirche, 1800 durch einen Blitzschlag verloren hatte. Der marmorne Taufbrunnen, an dem Ludwig van Beethoven am 17. Dezember 1770 getauft worden war, sowie der große Hochaltar wurden transferiert…