Wie die Orgel als außerschulischer Lernort Karriere macht. Von Steffen Mark Schwarz.
Menschen sind vieles – auch Resonanzkörper. Der Soziologe Hartmut Rosa hat mit Hilfe der Spiegelneuronen- und Empathieforschung[1] herausgefunden, dass Menschen ihre sensomotorischen und sprachlichen, ihre kognitiven und moralischen Qualitäten dadurch entwickeln, dass sie auf „Anstöße und ,Anrufungen‘“, also auf Impulse von außen reagieren. Welcher Art sind diese Impulse? Lerngegenstände, Wissen und Bildung interagieren und resonieren auf Anstöße, die in uns Menschen ausgelöst werden. Wie steht es um diese Resonanzphänomene im Hinblick auf die Orgel? Welche herausragende Position sie im kulturellen Leben und in der Gesellschaft hat, zeigt die Tatsache, dass die Unesco Orgelbau und Orgelmusik bereits vor einigen Jahren zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit gekürt hat und die deutschen Musikräte das Instrument im vergangenen Jahr als instrumentalen Schwerpunkt ausgewählt haben. Umfangreiche Erfahrungen im Orgelbau, spezialisiertes musikhistorisches Wissen und besondere koordinatorische Fähigkeiten treffen an der Orgel aufeinander. Gleichzeitig blickt man gerade in Deutschland auf eine immense kulturgeschichtliche Entwicklung im Bereich der Orgel, die insgesamt kaum vollständig greifbar und nahezu endlos scheint.
Für Musikerinnen und Musiker im kirchlichen Dienst ist die Orgel bis heute zentrales Instrument in Andachten, Gottesdiensten, bei kirchlichen Amtshandlungen und im Rahmen vielfältiger Konzertformate. Um Menschen auch außerhalb eines Gottesdienst- oder Konzertbesuchs zu erreichen, sind im Hinblick auf die Orgel als bis heute maßgebliches Instrument der Kirchenmusik zielgruppenorientierte Formate notwendig. Einen Rahmen dafür bieten können Orgel-Führungen – in unterschiedlicher Struktur, altersübergreifend und sogar als außerschulischer Lernort.
Blickt man auf das Durchschnittsalter von Konzertbesuchern in Kirchen und Konzertsälen, scheinen außerschulische Lernerfahrungen rund um die Orgel und klassische Musik immer wichtiger zu werden, um auch künftigen Generationen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen und ihnen Schlüssel in die Hand zu geben, faszinierende musikalische Erfahrungen in diesen Bereichen zu machen…