Kirchenmusik in Frankreich – Eine kontrastreiche Situation
Von Daniel Leininger
Frankreich hat eine Bevölkerung von etwa 67,2 Millionen Menschen. Es ist ein Land, das historisch von einer langen katholischen Tradition geprägt ist: aber nur 5 bis 7 % der Getauften sind praktizierende Katholiken. Der Protestantismus, nach dem Islam die drittgrößte Religion in Frankreich, macht etwa 3 bis 4 % der Bevölkerung aus. Ein Gesetz bestimmt die Trennung von Kirche und Staat (1905)[1]. Folglich ist die Religionsausübung eine private Angelegenheit und die Kirchen finanzieren sich hauptsächlich durch Spenden und Legate ihrer Mitglieder. Außerdem werden an keiner staatlichen Universität – außer der in Straßburg – Geistliche oder Kirchenmusiker ausgebildet.
Katholische Kirchenmusik
Die finanziellen Zwänge der Kirchengemeinden (Gebäude, Gehälter, etc.) lassen oft wenig Spielraum für musikalische Aktivitäten (Ausbildung, Vergütung, Instrumente, Noten, usw.).In der musikalischen Praxis gibt es oft ein Stadt-Land-Gefälle: In der Stadt verfügt man häufiger über entsprechende Mittel, um die Messe mit Musik zu bereichern (ausgebildete Knabenchöre vor allem in Paris, Metz und Straßburg, professionelle Organisten in Paris und in den Großstädten). In Notre Dame de Paris übernehmen professionelle Musiker und Sänger den gesamten Gottesdienst. Die französische Orgelschule, die seit dem 19. Jahrhundert vor allem durch große Komponisten wie C. Franck und L. Vierne bekannt wurde, ist noch immer weltweit anerkannt. Auf dem Lande muss man sich mit den Mitteln begnügen, die einem zur Verfügung stehen: Harmonium, Tasteninstrument oder im besten Fall die Orgel. Die Messe wird im Allgemeinen von einer Gruppe von Chorsängern begleitet, die von der Orgel und einem Vorsänger unterstützt werden. Im Morbihan (Bretagne) zeichnet sich die Académie de Musique et d’Arts et Sacrés (ADMAS)[2] durch ihre Ausbildungsaktivitäten (Knabenchor, Orgelschule) und ihr künstlerisches Wirken (Residenzen, Kreationen, Festivals) in einem ländlichen Umfeld aus. Die internationale Bewegung Pueri Cantores[3] vereint fast 3.000 junge Sängerinnen und Sänger in 100 Kinderchören in Frankreich. Die Organisation widmet sich zudem der Ausbildung und Kreation und bereichert damit das liturgische Leben. Die Ancoli[4] setzen diese Aktion für Erwachsenenchöre fort…